Heinz Gstrein

Papst Franziskus gibt Athener Erzbischof geraubte Akropolis-Fragmente

Weihnachtsgabe für Orthodoxe und besonders Griechen

 

Von Heinz Gstrein

 

Athen/Istanbul/Sofia. Die vorweihnachtliche Ankündigung von Papst Franziskus zur Rückgabe von Fragmenten aus dem Fries des antiken

Parthenon-Tempels auf der Akropolis an den Erzbischof von Athen hat in Griechenland und Teilen der orthodoxen Welt einhelligen

Beifall gefunden. Es handelt sich nach dem letzten Mai dem Athener Akropolis-Museum versprochenen Palermo-Fragment um den

zweitwichtigsten Bestand an Parthenon-Bruchstücken im Ausland, um deren „Heimkehr“ sich Griechenland seit Jahren intensiv bemüht. Die

Hauptkollektion befindet sich im British Museum von London. Dieses lehnt aber bisher die Herausgabe an die Griechen kategorisch ab.

Dennoch geht die internationale Meinung seit Restitution des ersten Parthenon-Fragments 2006 durch die Antikensammlung der

Universität Heidelberg in Richtung einer Zusammenführung aller zerstreuten Teile des Parthenon an ihrem Ursprungsort. Die jetzige

Geste aus Rom wird daher in Griechenland und der gesamten hellenischen Diaspora als letztentscheidender Akt in einem Ringen

gewürdigt, in dem nun die Briten als einzige auf ihrem „Raubgut“ sitzen zu bleiben drohen.

Alle vier Gruppen von Bruchstücken gehen auf einen Firman von Sultan Selim III. aus dem Jahr 1801 zurück, der dem britischen Gesandten in Konstantinpel, Thomas Bruce Lord Elgin,  gestattete, „einige Steinblöcke mit Inschriften oder Figuren darauf mitnehmen (zu) wollen“. Elgin ließ aber den ganzen Fries des Parthenon herausbrechen und verschiffte ihn nach London, Einzelstücke wurden schon unterwegs verkauft, so auch die drei vatikanischen Exemplare.

Bereits Zeitgenossen fanden das Vorgehen von Elgin “kriminell“, 1840 schrieb Hermann von Pückler-Muskau in seinem „Südöstlichen Bildersaal“ von einer „Schändung“ des Parthenon.

Damit spielte er auf die Tatsache an, dass der antike Tempel der jungfräulichen Göttin Pallas Athene, dann als christliche Kirche vom 6. bis 15. Jahrhundert der Jungfrau Maria geweiht war. Auch das fällt jetzt bei der allgemein positiven Bewertung des „Weihnachtspräsents“ (so die Athener „Estia“) von Papst Franziskus eine Rolle. Auch in Bulgarien durch die Kirchenagentur „Doxologia“. Wo sich eine Kritik regt – etwa bei der linksliberalen griechischen Abendzeitung „Ta Nea“ -, betrifft sie die Formulierung einiger griechischer Großstadtmedien über ein „Geschenk“ des Heiligen Vaters an Erzbischof Chrysostomos Liapis von Athen: Etwas Geraubtes könne nicht wiedergeschenkt, es müsse rückerstattet werden. Der „Primas von Griechenland“ schickte jedenfalls eine „Dankesadresse“ zum Vatikan und nannte Franziskus seinen „Freund“.

Die griechische Tagespresse in Istanbul, „Apogevmatini“ und „Icho“, hat inzwischen bestätigt, dass es der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. war, der dem Papst nahgelegt hat, dieses – so die vatikanische Formulierung – „konkrete Zeichen des ernsthaften Wunsches, auf dem ökumenischen Weg der Wahrheit weiter voranzuschreiten“ – zu setzen. Hingegen hüllen sich die kirchlichen Publikationen des Moskauer Patriarchats über die gelungene Annäherung zwischen katholischer und der in Sachen Ökumene bislang zurückhaltenden Orthodoxen Kirche von Griechenland in betretenes Schweigen.

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