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Türkischer Geschäftemacher will Antonius-Basilika kassieren

Istanbuls größte Kirche “unter dem Hammer? 

 

Von Heinz Gstrein

Seit Jahren schon tummeln sich in der 15-Millionen-Stadt am Bosporus Immobilienhaie, die mit erschlichenen Besitztiteln Altbauten an sich reißen und gewinnbringend zum Abriss für die Errichtung moderner Bürotürme weiterverkaufen. Es geht vor allem um Geschäfts- und Wohnhäuser in den ehemaligen Christen- bzw. Judenvierteln Pera, Galata, Firuzaga oder Chihangir. Die Eigentümer sind verstorben oder wurden vertrieben. Auf ihren Spuren machen sich die Nachlassgewinnler bis Griechenland, Israel oder gar in die USA auf, um Erbschaftsrechte aufzukaufen. Mit dem Anspruch auf einen einzigen Hausanteil ist es vor einem türkischen Gericht allzu oft möglich, die ganze Liegenschaft unter den Nagel zu reißen. Noch nie wurden solche Umtriebe aber gegen eine Kirche in Gang gesetzt wie das jetzt bei der Basilika zum hl. Antonius von Padua an Istanbuls Haupteinkaufs- und Bummelstrasse Istiklal der Fall ist.

Der gerissene Makler Sebahattin Gök hatte herausgefunden, dass das größte und schönste römisch-katholische Gotteshaus der Stadt samt vier Büro- und zwei sechsstöckigen Wohnhäusern in bester Lage seit 1937 dem italienischen Königshaus überschrieben war. Damals entzog die Türkei nämlich der katholischen Kirche ihre Anerkennung nach öffentlichem Recht und damit auch das Recht auf den Besitz von Liegenschaften. Die Dynastie Savoyen sprang schützend ein. Im Zug der von Gök schon seit 2016 eingeleiteten Machenschaften fanden sich nun einige Hoheiten bereit, ihre Proforma-Anteile an dem Kirchenkomplex dem Geschäftemacher zu verkaufen. Worauf dieser die Eintragung von St. Antonius ins Istanbuler Grundbuch auf seinen Namen in die Wege leitete.

Ende Februar 2020 stand der “Kirchenklau” – wie Gök am Bosporus inzwischen genannt wird – mit seiner Forderung vor Gericht. Die Zeitung Yenicag (Neue Zeit) berichtete, dass dieses die von ihm vorgelegten Dokumente als rechtkräftig akzeptiert hat. Eine sofortige Freigabe des Gotteshauses zum Verkauf wurde wenigstens mit einstweiliger Verfügung verhindert. Der Anwalt von St. Antonius, Afsin Hasipoglu, argumentierte, dass Wert und Besitz einer über hundertjährigen Kirche nicht nach dem bürgerlichen Gesetzbuch taxiert werden dürften. Das Istanbuler Informations-Portal Ahval (Ereignisse) zitierte ihn wörtlich: “Diese Verhandlung stellt eine Beleidigung der katholischen Gemeinschaft und des Vatikans dar!”

Jedenfalls geht der Prozess weiter. In Istanbul erregt er einiges Aufsehen, nicht nur bei den Katholiken der Stadt. Auch türkische Muslim-Schülerinnen und -Schüler zünden bei Prüfungsnöten in “Sent Antuan” gern Kerzen an, erzählt Superior Julian Pischta OFM.

Die Franziskaner sind in Istanbul seit 1221 im Stadtteil Pera daheim, der damals den Genuesen gehörte. Doch erst 1724 durften sie am heutigen Ort eine Kirche bauen. Die musste 1904 der Trasse für die erste türkische Straßenbahn weichen, die gezielt über den Platz des Gotteshauses geführt wurde. Seine Gemeinde musste auf den Berghang unterhalb ausweichen, errichtete dem hl. Antonius dafür eine umso stattlichere Kirche, ein Meisterwerk von Istanbuls italienischem Architekten Giulio Mongeri in neugotischem Stil. Es wurde 1932 zur Basilika erhoben, im selben Jahr hielt dort der spätere Papst Johannes XXIII. seine erste Predigt als Apostolischer Delegat für die Türkei. Heute wacht sein Denkmal im Vorhof schützend darüber, dass St. Antonius nicht in die Klauen von Immobilienhaien und Rechtsverdrehern fällt.

 

 

 

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