‘Αρθρα Heinz Gstrein

Erzbischof Elpidoforos: Orthodoxie und Homosexualität

Homophilie ist keine Glaubensfrage mehr, Kirche sucht Dialog

Von Heinz Gstrein

IstanbulDie kirchliche Haltung zur Homosexualität spielt auch in der Orthodoxie eine zunehmend vieldiskutierte Rolle. Die Einstellung der meisten Ostkirchen ist überwiegend negativ. So hat auch der russische Präsident Wladimir Putin seinen Überfall auf die Ukraine mit deren „moralischem Niedergang“ begründet – Patriarch Kirill von Moskau sekundierte ihm dabei. 

Nun veröffentlichte aber Elpidoforos Lambriniadis,  Erzbischof der griechisch-orthodoxen“ Diaspora in den USA,

Anfang Oktober eine erste grundsätzliche und detaillierte Stellungnahme der Orthodoxie zum auch ökumenisch umstrittenen Thema der Homosexualität. Seine Grundsatzerklärung lautet: „Ich würde sogar sagen, dass heute die Theologen ihre Ansicht nicht nur auf die Vergangenheit stützen dürfen, wie ehrwürdig und überzeugend diese auch sein mag!“

Elpidoforos nützte seinen Aufenthalt am Ökumenischen Pariarchat zu dessen Oktober-Synod, um dem Athener Massenblatt „Ta Nea“ (Das Neue) ein ausführliches Interview über alle aktuellen Kirchenfragen zu geben. Die Problemstellung Orthodoxie und Homosexualität drängte sich dabei als Hauptthema auf, seit der Erzbischof letzten Sommer in einer Vorortkirche von Athen zwei – adoptierte – Söhne eines gleichgeschlechtlichen Paares getauft und dafür einen Protest der Orthodoxen Kirche von Griechenland beim Ökumenischen Patriarchat eingehandelt hatte.

Die Zeitung stellte ihn ihren Leserinnen und Lesern als orthodoxen Bischof mit avantgardistischen Ideen vor. Elpidoforos entgegnete: „Ideen aus  dem Schoß des Ökumenischen Patriarchats, des ersten Thrones der Orthodoxie, wo uns der Ökumenische Patriarch Bartholomaios gelehrt hat, dass der Mittelpunkt des christlichen Glaubens die Liebe ohne Ausnahme zu allen Menschen und die Verbundenheit mit ihnen darstellt. Ohne Vorurteile und ohne Vorbedingungen, Fragen des Glaubens ausgenommen.“

Auf die Frage nach den homophoben Attacken, denen er sich nach der Taufe in der Athener Vorstadt Glyphada ausgesetzt sah, erwiderte der Erzbischof, der christliche Glaube lehre uns, dass Gott alle seine Kinder liebt und bei ihnen keinerlei Unterschied macht.

„Wahrscheinlich ist es nicht bekannt, aber die Kirche verweigert das heilige Sakrament der Taufe niemandem. Das gilt vor allem für den Fall von Kleinkindern. Ich würde sogar sagen: Das heilige Sakrament der Taufe ist im eigentlichen Sinn das Sakrament der absoluten Gnade Gottes. „Wie können wir den Zugang eines Kindes zum grenzenlosen Erbarmen Gottes ausschließen? Das hat sogar der Heilige Synod der Kirche von Griechenland in seinem erwähnten Schreiben an das Ökumenische Patriarchat anerkannt. In diesem Fall wurde die Spannung dadurch hervorgerufen, dass sich die Kirche zwischen ihrem Sein und Scheinen entscheiden musste!“

Griechenlands Ministerpräsident hat sich verpflichtet, die Ehe zwischen Homosexuellen zu legitimieren. Darauf antwortet Elpidoforos „Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist!“ Der Regierungschef wisse genau und verstehe es richtig einzuschätzen wie der Auftrag des griechischen Volkes an ihn lautet. Die Kirche wird dazu gewiss ihren Glauben, ihre Überzeugung und ihre Überlieferung zum Ausdruck bringen, die sie sei Jahrhunderten vertritt und zur Anwendung bringt.

„Das Problem, müssen sie wissen, liegt nicht darin, dass die Kirche eine andere Auffassung als der Staat und ein Teil der Bevölkerung vertritt. Die Schwierigkeit liegt in der Art und Weise und bei den Argumenten, nach denen die Kirche entscheidet und sich auseinandersetzt. Die Bischöfe können heute nicht ohne gute Gründe auf ihrem Standpunkt beharren, Meinungen vertreten oder Beschlüsse ohne deren Erklärung verlautbaren. In der heutigen Zeit reicht es nicht mehr aus, kirchliche Verurteilungen zu veröffentlichen und alles ins Feuer scharfer Kritik zu werfen, worüber ihre Gegner eigentlich nur mit ihnen diskutieren wollen.

Der Dialog mit der Gegenseite hat der Kirche immer geholfen, sich in die Lehre des Evangeliums zu vertiefen und sie gezwungen, die Sprache jeder Zeit zu sprechen, was ihr Abdrängen an die Peripherie verhinderte. Wie unlängst auch unser Patriarch sagte: „Beim authentischen Dialog gibt es keine Verlierer!“

 

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