‘Αρθρα NEA

Noch kein „Brot für die Welt“ aus Ankara

 

Die Außenminister Russlands und der Türkei suchten nur ihre Vorteile

 

Von Heinz Gstrein

Keine Sofortlösung für das Hungern vieler Länder nach den in der Ukraine durch den russischen Angriffskrieg blockierten Getreidebergen zeichnete sich am Mittwoch in Ankara bei der „Kornrunde“ zwischen dem Moskauer Außenminister Sergei Lawrow und seinem türkischen Amtskollegen Mevlüt Cavusoglu ab. Beide bezeichneten auf der gemeinsamen Pressekonferenz ihre Gespräche in diesem Punkt zwar als „fruchtbar“. Die russische Seite bestand jedoch als Kiews Gegenleistung für „freies Geleit“ ihrer Schwarzmeerflotte zugunsten der geplanten „Brotschiffe“ auf einer vorherigen Entminung der ukrainischen Küstengewässer. Das würde aber einer Landung der Russen in Odessa, dem Haupthafen der Ukraine, Tür und Tor öffnen. Nur dank des Minengürtels konnten bisher russische Invasionen abgewehrt werden und kosteten diese Wladimir Putin seine besten Schlachtschiffe. Bevor die ersten Getreidefrachter Richtung Nahost und Afrika starten können, muss Kiew vom Kreml erst glaubwürdige Garantien erhalten, dass er es nicht minenlos von der See angreift. Und die Ukraine als Hauptbeteiligte war bei den Verhandlungen in Ankara noch nicht einmal anwesend…

Der vielen Völkern drohende Hunger bot für Erdogans Sprachrohr Cavusoglu nur den Anlass, um direkte Wünsche der Türkei an Russland heranzutragen. Vor allem möchte sich Ankara sein Veto gegen die Norderweiterung der NATO mit Moskauer Schützenhilfe bei seinen Expansionsgelüsten honorieren lassen. Doch schätzt es die russische Diplomatie ganz richtig ein, dass Finnland und Schweden realistisch gesehen ohnehin schon bei der NATO sind. Ihr Flottenaufmarsch vor Stockholm hat das mehr als deutlich gezeigt. Auch stellt das türkische Argument, dass sich die größten Staaten an der nördlichen Ostsee der NATO würdig erweisen müssten, für Ankara einen Bumerang dar: Wird nämlich nach Würdigkeit gefragt, so ist diese dem durch Diktatur und Korruption verkommenen Staat Erdogans längst verlustig gegangen.

Freie Hand für türkische Drohgebärden im Mittelmeer und die Besetzung des ganzen syrischen Nordens hatte schon am Dienstag Ankaras Kriegsminister Hulusi Akar telefonisch bei seinem Gegenstück in Moskau, Sergei Schoigu, eingefordert. Er wurde sichtlich ermutigt, worauf dann auch Lawrow den Türken „zwar Meinungsverschiedenheiten, aber Achtung vor ihrem Standpunkt“ zur syrischen Kurdenfrage und im Disput mit Griechenland bescheinigte. Inzwischen beansprucht Recep Tayyip Erdogan neben mediterranen Hoheitsgewässern sogar Griechenlands Inselwelt. Jedenfalls sind der Staatschef und Devlet Bahceli, Führer der türkischen Ultranationalisten, gleich am Donnerstag zu großangelegten Manövern in der Ägäis aufgebrochen. Bahceli fordert übrigens den Austritt der Türkei aus der NATO!

Die Feindseligkeit des Erdogan-Regimes gegen Stockholm hängt auch mit der von ihm jetzt zur Gänze bedrohten kurdischen Selbstverwaltung in Syriens Norden zusammen. Dabei war Schweden einer der ersten europäischen Staaten, der Ankaras Klassifizierung von Abdullah Öcalans „Arbeiterpartei Kurdistans“ (PKK) als Terroristenbund mitgetragen hat. Doch weigert sich die schwedische Politik standhaft, die syrischen Kurden von der „Demokratischen Unionspartei“ DYP mit den Partisanen und Stadtguerillas Öcalans gleichzusetzen oder gar DYP-Exilanten an die Türkei auszuliefern.

Nach Lawrows „Achtung“ vor den türkischen Ansprüchen gibt es jetzt noch kein „Brot für die Welt“. Hingegen drohen Scharmützel bei griechischen Ferieninseln und Ankaras Niederwalzen des noch nicht unterworfenen syrischen Kurdistans!

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