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Aufbaden-Abbaden: Kurkultur in Baden

Ausstellungsdauer: 22. April bis 5. November 2023

Ort: Kaiserhaus Baden, Hauptplatz 17, 2500 Baden, 1. Stock

„Man mache es sich zum Prinzip, im Kurorte angelangt, ein ‚neues und frisches Leben‘ zu beginnen, mit den alten Gewohnheiten des fortwährenden Grübelns und Klagens über seinen Zustand ein für allemal aufzuräumen und nur sich und seiner Gesundheit zu leben.“

Heinrich Kümmerling, Der Kurort Baden bei Wien, 1904

Die Ausstellung „Aufbaden–Abbaden. Kurkultur in Baden“ taucht nach Kurgeschichten bis ins 18. Jahrhundert und lässt Stimmen aus dem heutigen Baden zu Wort kommen. Historische Reiseführer und Kurlisten, kunstvolle Stiche, Schwefelsteine, kuriose Turn- und Therapiegeräte sowie frühe Filmaufnahmen und Fotografien erzählen von der Entwicklung der Badekultur und des Kurtourismus. Der Ausstellungsrundgang in sechs Räumen lädt ein, dem Ablauf eines Kuraufenthalts zu folgen: vom Ankommen in der Kurstadt, über das Aufbaden im Schwefelbecken, dem Anwenden im Turnsaal und dem Ausgehen im Kurpark, bis hin zum Abtauchen im Einzelbad, um schließlich im Strandbad wieder aufzutanken. Die Ausstellung ist von 22. April bis 5. November 2023 im Kaiserhaus Baden zu sehen.

Bäderuhr_c_Thomas Magyar_Rollettmuseum Baden

Auf der Suche nach Genesung und Erholung zieht es seit Jahrhunderten Kurgäste aus aller Welt in die Thermenstadt Baden. Sie baden im Schwefelwasser, lassen sich in warme Tücher wickeln, wandeln in der Trinkhalle. Oder sie bandeln ein wenig im Kurpark an und dösen im Strandbad in der Sonne. Reiseführer und Kurlisten dokumentieren, wie international das Publikum bereits zu Beginn des 19. Jahrhundert ist: Gäste kommen aus Frankreich, England, Ungarn, Russland, und sogar aus Indien. Adelige und bürgerliche Familien reisen samt Angestellten an, was wesentlich zur wirtschaftlichen und politischen Bedeutung der Stadt beiträgt.

Ob nackt oder im hochgeschlossenen und im Saum mit Blei beschwerten Badekleid, gebadet wird in der Geschichte des Heilbadens gemeinsam oder getrennt – nach Geschlecht, aber auch nach Religionszugehörigkeit und sozialer Stellung. Die Einrichtung von Badehäusern, die bestimmten gesellschaftlichen oder religiösen Gruppen vorbehalten sind, wie zum Beispiel die Armenbäder, das Militärbad oder das sogenannte Judenbad, spiegelt historische soziale und politische Entwicklungen. Badeordnungen geben Einblicke in Hygiene- und Moralvorstellungen ihrer Zeit. Sie regeln unter anderem auch, welche Art von Gesang in den Bädern erlaubt oder verboten ist.

 

Während heute dazu geraten wird, circa 15 Minuten pro Tag im Schwefelwasser zu verbringen, baden Kranke und Kurgäste in den vergangenen Jahrhunderten oft viele Stunden täglich im warmen Wasser. Beim „Aufbaden“ gewöhnen sich die Badenden an das wohltuende Nass, am Ende der Kur erfolgt beim „Abbaden“ die langsame Entwöhnung.

Schlaglichter werden auf die Bäderheilkunde und ihre therapeutischen Anwendungen geworfen, anhand derer sich medizinhistorische Entwicklungen nachvollziehen lassen. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts betreiben Bader oder „Landschaftschirurgen“ die Badstuben und bieten Dampfbäder oder auch Aderlässe an. Bereits um 1900 stärken Kurgäste in Baden an Zandergeräten ihre Muskeln. Die kurios anmutenden Fitnessgeräte werden vom schwedischen Heilgymnastiker Gustav Zander in Europa und den USA im industriellen Maßstab vertrieben. Gegenwärtig liegt der medizinische Schwerpunkt der Kur in Baden auf der Behandlung von Beschwerden des Stütz- und Bewegungsapparates sowie rheumatischen Erkrankungen.

Historische Spielkarten_c_Stadtarchiv Baden

Eine erfolgreiche Kur bedeutet neben den Anwendungen ausreichend Bewegung im Freien und ein abwechslungsreiches Unterhaltungsprogramm. Der Kurpark ist Dreh- und Angelpunkt des gesellschaftlichen Aspekts des Kurens. „Lido-Atmosphäre“ bringt das 1926 in nur 80 Tagen erbaute Strandbad nach Baden. Mit einem in Österreich einzigartigen künstlichen Sandstrand für etwa 2.000 Personen, zwei Schwimmbecken zu je 100 Metern Länge, Sprungbrettern und einem 10-Meter-Turm soll es Baden nach dem 1. Weltkrieg wieder zum Weltkurort machen. Bademoden aus den 1920er und 30er Jahre machen den Wandel zum Zweckhaften und den sich anbahnenden Körperkult deutlich.

Baden gehört zu den traditionsreichsten Kurstädten Europas und wurde 2021 in die UNESCO-Welterbeliste „Great Spa Towns of Europe“ aufgenommen. „Aufbaden–Abbaden. Kurkultur in Baden“ vermittelt besondere Aspekte dieses geschichtsträchtigen und lebendigen Bades(n)kultur.

Historisches Therapiegerät Marke ‚Zander’_c_Thomas Magyar_Familie Nemetz

Auf die Vermittlung der Ausstellung legt das Ausstellungsteam großen Wert: So sind die Ausstellungstexte in leicht verständlicher Sprache geschrieben und erzählen in kurzen Absätzen komplexe Kurgeschichten. In einer eigenen Vermittlungsebene bringen vier fiktive Kurgäste aus vergangener und zukünftiger Zeit Objekte zum Sprechen und Geben, mit ihren persönlichen Geschichten, überraschende Einblicke ins Kurleben. Kinder werden im „Schwafel-Schwefelheft“ angeregt, Kurgeschichten zu erfinden oder in der „Stinkekarte“ die Orte mit besonderem Schwefelduft einzuzeichnen. „Kurnotizen“ für Erwachsene können als vertiefendes Begleitheft oder Kurtagebuch genutzt werden und, ganz wie bei einer Kur, eine nachhaltige „Wirkung“ erzielen.

 

Historisches Werbeplakat Baden_c_Thomas Magyar_Stadtarchiv Baden

Organisation: Kaiserhaus Baden, Ulrike Scholda
Kuratorinnen: purpurkultur, Beatrice Jaschke und Marion Oberhofer
Textbeiträge von: Veronika Hackl
Gestaltung: Extraplan, Birgit Mayer, Manuel Mauthe, Stefanie Muther

Reiseführer Baden_c_Thomas Magyar_Stadtarchiv Baden

Kaiserhaus Baden

Hauptplatz 17, 2500 Baden

+43 2252 86800 577

kaiserhaus@baden.gv.at

https://www.kaiserhaus-baden.at/

https://www.facebook.com/KaiserhausBaden

Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag und an Feiertagen 10 bis 18 Uhr