Παροικιακά Νέα

Sehnsucht nach Baden

 

Jüdische Häuser erzählen Geschichte(n)

 

Die neue Ausstellung im Kaiserhaus Baden rückt Villen und die Familien, die sie bewohnten, in den Mittelpunkt. Viele dieser Familien, die in Baden ihren Sommer verbrachten, hatten jüdische Wurzeln. Großindustrielle wie die „Kohle-Gutmanns“, Bankiers wie der legendäre Samuel Ritter von Hahn, Erfinder wie der geniale Emil Jellinek-Mercedes und Fabrikanten wie die „Zuckerl-Hellers“ erkannten die Schönheit der Gegend und schätzten das vielfältige kulturelle und gesellschaftliche Angebot. Sie errichteten Villen im Stil des Historismus, des Jugendstils und der beginnenden Moderne – eine spannende Mischung.

Die Villen erzählen ihre Geschichten, untrennbar mit den Lebensgeschichten der Besitzerinnen und Besitzern verbunden. Zehn Badener Villen und ihre Familiengeschichten stellt die Kuratorin Marie-Theres Arnbom vor. Mit Exponaten aus den Villen, Bauplänen, Porträts der Besitzer, großformatigen Bildern lässt die Ausstellung den früheren Glanz und auch den Niedergang nachvollziehen.

 

Villa Jellinek-Mercedes

 

Von der berühmten Jellinek-Mercedes-Villa, die am Höhepunkt ihres Ausbaus 50 Zimmer umfasst, zeugt heute nur mehr die Garage von der großen Geschichte. Und diese Garage spielt in Emil Jellineks Leben eine große Rolle: Er vertreibt Daimler-Fahrzeuge und lässt sich ein besonderes Automobil konstruieren, das er nach seiner 1889 in Baden geborenen Tochter Mercedes benennt. Die Villa in der Wienerstraße 45 fiel Kriegsschäden zum Opfer.

Gustav Heller – einer der „Zuckerl-Hellers“ – erwirbt 1907 eine Villa in Baden mit einer beeindruckenden gusseisernen Veranda, die von der Pariser Weltausstellung 1889 stammt. Nach 1938 müssen die Erben ihre Anteile „verkaufen“, der Komponist Heinrich Strecker erwirbt sie. Bis heute ist die Villa im Eigentum der Familie Strecker.

 

Ida Gutman

 

Die Villa von Wilhelm und Ida Gutmann in Baden, entworfen vom Architekten Alexander Wielemans, zählt zu den spektakulärsten Bauten des Späthistorismus. Nach Idas Tod im Jahr 1924 erbt ihr Enkel Rudolf das Anwesen in der Helenenstraße 72, 1942 wird es von der „Gauselbstverwaltung des Reichsgaus Niederdonau“ enteignet, Rudolf flüchtet nach Frankreich. 1948 erhält er seinen Besitz zurück und verkauft ihn 1956. In der Ausstellung sind Porträts der Familie sowie ein vor kurzem aufgetauchter Bösendorfer-Flügel aus ihrem Besitz zu sehen.

Der Bankier Albert Benbassat erwirbt 1930 eine Villa in der Christalniggasse 7, nur sechs Jahre später gerät sein Bankhaus ins Schwanken und Benbassat lässt die Einrichtung seiner Villa versteigern. Der Auktions-Katalog, der in der Ausstellung zu sehen ist, gibt Einblick in eine luxuriös eingerichtete Villa mit außergewöhnlichen Möbeln und Kunstwerken. Mit seiner Frau und den Söhnen Jacques und Mario flüchtet er 1938 nach Rumänien und über die Schweiz nach Amerika. Jacques‘ Dokumente liegen in einem amerikanischen Archiv, das einige Familienfotos zur Verfügung stellt.

 

Bauplan Villa Gallia

 

Der Rechtsanwalt Adolf Gallia gilt als einer der bekanntesten Patentanwälte Wiens. Er besorgt die Patentierung und Finanzierung der Erfindungen Auer von Welsbachs, besonders für das berühmte Gasglühlicht. Gemeinsam mit seiner Frau Ida erwirbt er 1882 eine Villa in der Weilburgstraße 20 und lässt das Gebäude 1899 umbauen. 1932verkauft er sie an den Weingroßhändler Hugo Glattauer und seine Frau Elsa. Das Ehepaar kann mit seinen Kindern nach Australien flüchten, 1948 erhält das Ehepaar Glattauer die Villa zurück und verkauft sie 1954. Das Gebäude wurde abgerissen und 1975 durch eine Wohnhausanlage ersetzt.

Otto Prutscher errichtet für den Kaufmann Rudolf Bienenfeld eine Villa in der Radetzkystraße 4: „Lustig in der Farbe, gelber Terranova-Verputz, hellrotes Dach, grüne Dachrinne, die Blumen vor den Fenstern noch reicher verwendet als bei dem größeren Hause [gemeint ist die Villa Rothberger]“, berichtet die Zeitschrift Der Architekt im Jahr 1913. 1927 trennt sich Bienenfeld von seinem Besitz, 1938 gehört sie Josef und Jana Weintraub, die die Villa 1942 verkaufen müssen. Das Ehepaar wird in Buchenwald und Ravensbrück ermordet.

Weiters in der Ausstellung zu sehen sind die Villen von Heinrich Klinger (1832-1905), Moriz Rothberger (1865-1944), Samuel Ritter von Hahn (1837-1915) und Gustav Epstein (1828-1879).

Sehnsucht nach Baden – Jüdische Häuser erzählen Geschichte(n)

  1. April bis 6. November 2022

Kaiserhaus Baden, Hauptplatz 17, 2500 Baden

Dienstag bis Sonntag und an Feiertagen 10 – 18 Uhr

kaiserhaus-baden.at

 

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