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Taliban als kleineres Übel? IS hat in Afghanistan noch lang nicht ausgebombt

 

Von Heinz Gstrein

Der Bombenanschlag am Flughafen von Kabul hat viele Opfer gefordert, unter Zivilisten, US-Soldaten, aber auch Taliban. Er zeigt vor allem, dass die schlimmsten Befürchtungen vor dem Abgleiten eines wieder von Islamisten beherrschten Afghanistans zum Tummelplatz für globale Muslimterroristen schon zur Tatsache geworden sind. Wie im Lauf des ersten, vor 25 Jahren errichteten „Emirats“ der Taliban ein Bin Laden mit seiner Al-Kaida hat sich jetzt der im Irak und Syrien besiegte Islamische Staat IS am Hindukusch eingenistet und die Welt mit diesem ersten Attentat aufgeschreckt. Es dürfte nicht das einzige bleiben. Der rasche amerikanische Gegenschlag auf zwei IS-Zellen im östlich von Kabul liegenden Naganhar war nur ein Nadelstich, der den „Islamischen Staat“ nicht ins Mark getroffen hat. Sein afghanischer Zweig mit dem Namen „Provinz Khorasan“ zählt mindestens 3 000 organisierte Kämpfer. Darüber hinaus ist es eine Hauptstärke des IS-Terrors, dass er jeden einzelnen Muslim aufruft, gegen die „Ungläubigen“ zum Messer oder zur Bombe zu greifen. Die US-Drohnenangriffe lassen jetzt erst recht blutige Rache des „Islamischen Staates“ in Kabul und anderswo befürchten.

Dennoch zeigt sich ein klarer Unterschied zur seinerzeitigen Präsenz von Al-Kaida: Der IS spielt nicht mit den Taliban zusammen, sondern profiliert sich als deren noch radikalerer Konkurrent. Die zweite Generation der Taliban erweist sich hingegen wenigstens bisher zwar als Gegner des Westens, jedoch als abmachungstreuer. Die Taliban von heute halten sich an die in Katar mit den Amerikanern vereinbarte Feuerpause und gewährleisten ihnen bis zum 31. August ungestörten Abzug aus Kabul.

Ob sie diesen Bonus als rigorose, aber ansprechbare Politmuslime auch in Zukunft verdienen, müssen sie nun durch ihr Verhalten zum afghanischen Volk, besonders den Frauen, unter Beweis stellen. Der Auftakt dazu ist wenig vielversprechend: Aus einem Hilferuf des französischen Chefprofessors an der 2006 in Kabul gegründeten Amerikanischen Universität von Afghanistan (AUAF), Michel Berry, geht hervor, dass eine Jagd auf deren Lehrkörper, aber auch Bedienstete – sogar die afghanischen Reinigungskräfte nicht ausgenommen – begonnen hat: Taliban und lokaler Mob dringen in ihre Wohnungen ein, plündern Wertgegenstände und Mobiliar, erpressen mit Misshandlungen Schutzgelder vor schlimmeren Tätlichkeiten. Wenn es schon in Kabul nah von den letzten NATO-Truppen so zugeht, lässt sich für die afghanische Provinz viel Schlimmeres befürchten…

 

Photograph: Republic Of Korea Air Force / EPA

 

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