Gemeinsame Form der Kommunion trotz Ukraine-Streit
Eucharistie nach Corona beginnt Orthodoxie zusammenzuführen
Von Heinz Gstrein
Istanbul. Der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. hat am 11. Juni seinen Namenstag im Georgs-Dom des Phanars mit einem schlichten Gottesdienst begangen. Alle anderen Feiern waren wegen des Nachwirkens der Corona-Pandemie abgesagt. Liturgisches Gedenken galt nur nur den 300 orthodoxen Märtyrern, die an diesem Tag beim chinesischen „Boxeraufstand“ von 1900 ihren Glauben nicht verleugnet hatten. Die Eucharistie unter beiden Gestalten wurde von Bartholomaios persönlich auf herkömmliche Art mit der „Lavis“ gespendet, ein und demselben vergoldeten Löffelchen für alle Kommunizierenden.
Inzwischen gibt es erste Reaktionen, wenn auch noch keine offiziellen Antworten, auf das Rundschreiben des Patriarchen vom 17. Mai an alle Kirchenführungen der Orthodoxie zur Festlegung auf einen gemeinsamen Weg hygienischer Kommunionspendung nach der Coronakrise. Dieses Aufgreifen der Anregung von Bartholomaios auch von Seiten mit ihm verfeindeter Kirchen gibt Grund zur Hoffnung, dass die in Sachen Ukraine gespaltene Orthodoxie bei der Eucharistie wieder zusammenfindet.
So hat als erste die Russische Orthodoxe Kirche, von der die kirchliche Gemeinschaft mit Konstantinopel wegen der ukrainischen Autokephalie unterbrochen wurde, den Empfang des Corona-Screibens aus dem Phanar bestätigt. Es könne zwar keine Versammlung der orthodoxen Oberhirten zu diesem Thema, wohl aber Konsultationen in Sachen einer gemeinsamen Form der künftigen Abendmahlsspendung geben, erklärte Erzpriester Nikolaj Balaschow. Er ist im Moskauer Patriarchat die Nr. 2 bei den von Metropolit Hilarion Alfejew geleiteten kirchlichen Außenbeziehungen. Patriarch Kyrill habe einen Corona-Meinungsaustausch bereits mit seinem serbischen und rumänischen Amtsbruder eingeleitet.
Schon voll in Sachen Corona zusammengefunden haben die orthodoxen Bischöfe Argentiniens. Eine diesbezügliche Erklärung des Konstantinopler Metropoliten von Buenos Aires, Iosif Bosch – er war 2000 griechischer Pfarrer in Freiburg/Breisgau, wurde von seinem antiochenischen und serbischen Amtsbruder mit unterzeichnet, obwohl beide Patriarchate die ukrainische Autokephalie ablehnen. Einen besondern Durchbruch stellt darüber hinaus die Unterschrift des auslandsrussischen Bischofs von Südamerika dar, des Letten Ioann Berzins. Das Moskauer Patriarchat hat nach dem Bruch mit Konstantinopel auch jede praktische Zusammenarbeit mit dem Phanar eingestellt. Dieser Entscheidung schloss sich auch die russische Auslandskirche ROCOR an.
Es wird sich zeigen, ob seine Unterschrift für Bischof Berzins Konsequenzen nach sich zieht. Erst Anfang dieses Jahres hatte für Wiens russischen Metropoliten Ioann Roschtschin seine Tischgemeinschaft mit Mitgliedern der vom Ökumenischen Patriarchat geleiteten orthodoxen Österreichischen Bischofskonferenz die Absetzung und Rückverschickung nach Moskau zur Folge, obwohl er der offiziellen Sitzung dieser Konferenz zuvor weisungsgemäß ferngeblieben war…
In Griechenland hat der Hl. Synod am 3. Juni bestätigt, das Corona-Schreiben des Ökumenischen Patriarchen erhalten zu haben. Es wurde zur Beantwortung die Redaktion eines Synodalbriefes nach Istanbul beschlossen. In ihm soll die Beibehaltung des bestehenden Modus bei Spendung der Eucharistie mit einem Löffel für alle durch die Orthodoxe Kirche von Griechenland dem Phanar mitgeteilt werden.